Institut für Psychotherapie, Spiritualität und Erwachsenenbildung

 

Die Praxis des Herzensgebets im Spiegel der Mystik Meister Eckharts.

Ein Beitrag zur Mystik der Person (Projektskizze)

Das Institut für Psychotherapie, Spiritualität und Erwachsenenbildung (IPSE /www.ipse-contact.de) begleitet seit 2009 Menschen in ihrer Persönlichkeitsentwicklung durch Psychotherapie und kontemplative Praxis in der Tradition christlicher Mystik. Wir sind der Weggemeinschaft Via Cordis und der Frankfurter Schule für Kontemplation (FSK) verbunden. Dieses Projekt entsteht u.a. durch Unterstützung der Via Cordis Stiftung.

Ziel unseres Projektes ist der Versuch, auf Basis östlicher und westlicher Traditionen christlicher Mystik ein vertieftes Verständnis der Person und einen Weg zu ihrer Entfaltung zu gewinnen. Das hohe Gut der zur Verantwortung in Freiheit und Gleichheit berufenen individuellen Person ist maßgeblich für den Fortbestand unserer offenen, demokratischen und pluralistischen Gesellschaft, die durch aufgekommene partikularistische und faschistische Tendenzen gefährdet ist. Angesichts der menschengemachten globalen Krisen und Nöte ist zugleich eine Besinnung auf das Selbstverständnis des Individuums nötig. Für Weltfrieden und globale Gerechtigkeit ist es entscheidend, wie künftig Personsein verstanden und gelebt wird.

Unser Verständnis des Menschen ist wesentlich von der Mystik Meister Eckharts bestimmt. Das in seinem Sinne verstandene Selbst des Menschen verdankt sich der „Gottesgeburt im Grund der Seele“ und vermag sich infolge der von ihm beschriebenen trinitarischen Transformation im innersten Wesenskern bis in die persönlichen Weltbezüge zu entfalten. Der kontemplative Erfahrungsweg nimmt die menschliche Ursehnsucht auf, mitten in der Friedlosigkeit und Zwiespältigkeit des Daseins in Einheit mit Gott (unio mystica) zu kommen, um aus dieser Einheit heraus Verantwortung in der Welt zu übernehmen.

Die Unio mystica steht somit im Zentrum des transformativen Prozesses der Person. In unserem Projekt möchten wir sowohl die grundlegende Bedeutsamkeit der unio -mystica für den Selbstwerdungsprozess der Person herausarbeiten als auch den praktischen Weg dorthin aufzeigen.

Methodisch greifen wir anhand ausgewählter Vertreter auf den Erfahrungsschatz der mystischen Tradition des christlichen Ostens zurück. Diese ostkirchliche Praxis hat sich achtzehnhundert Jahre lang über viele kulturelle Schwellen hinweg gewandelt und doch erhalten. Sie führt von der Generation der ägyptischen Wüstenväter und -mütter an über den Sinai, den Athos und Russland bis in den Westen des 21. Jahrhunderts. Eine anschauliche historische und geografische Skizze dieser Traditionslinie liegt bereits als digitalisiertes Modell der einzelnen Entwicklungsphasen vor (siehe rechts). Sie dient uns als Auftakt einer spannenden spirituelle Bildungsreise zu den Ursprüngen der christlichen Mystik.

Die mystisch-kontemplative Tradition des Herzensgebet im Hesychasmus kann uns helfen, herauszuarbeiten und zu schärfen, was die unio mystica in dieser ostkirchlichen Praxis im Kern ausmacht. Das Ergebnis dieser Klärung bringen wir in einen Dialog mit der von Eckhart und einigen Mystiker*innen des christlichen Westens beschriebenen Erfahrung der unio mystica.

Ziel dieses dialogischen Teils ist zum einen, die kontemplative Praxis heutiger Menschen zu inspirieren. Zum anderen möchte unser Projekt insgesamt einen Beitrag zu einem zeitgenössischen „modernen“ Verständnis christlicher Mystik leisten. Gerade in einer Phase starken kirchlichen Relevanzverlustes bedeutet die mystische Vertiefung des Personseins eine große Chance für eine explizit christliche Spiritualität. In unserem Projekt denken wir damit den vorausschauenden Ausspruch des Theologen Karl Rahner weiter, der – auf heute angewendet – besagt, dass das westliche Christentum künftig nur überleben wird, wenn es explizit seine mystische Tradition und deren Kern glaubwürdig vermittelt.

Wir streben neben einer Buchveröffentlichung Kontemplationsseminare, Weiterbildung und die Bereitstellung von Schulungsunterlagen für Kontemplationslehrende an.

© IPSE, Esther Herzog und Stephan Noesser im Juni 2025

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